LA DEUTSCHE VITA
Eine Verweigerung nach Büchners "Leonce und Lena"

In LA DEUTSCHE VITA widmet sich die Serkowitzer Volksoper einem ausgesprochen wertvollen Stück deutscher Theatergeschichte: Georg Büchners "Leonce und Lena".
Vor Jahren gab es damit schon einmal eine für Kinder und Jugendliche konzipierte, gekürzte Annährung der Serkowitzer, aus der der Wunsch entstand, sich diesem Text einmal in Gänze zu widmen. Die Möglichkeit, dass die Geschichte von Leonce und Lena an theatralischer Relevanz verlieren würde, hat sich zumindest bis in das Jahr 2018 nicht in Wirklichkeit verwandelt: „Leonce und Lena“ ist eine bis heute gültige Satire auf die deutsche Kleinstaaterei, die in dem nach 1945 in der Bundesrepublik installierten und nach 1989 auch für die ehemalige DDR übernommenen Föderalsystem fort zu existieren scheint. Sie handelt zudem exemplarisch davon, dass die jüngere Generation sich der Verantwortungsübernahme entzieht und zögert, sich selbst gesellschaftlich relevant zu artikulieren.
Der Plot: Prinz und Prinzessin, die sich gar nicht kennen, wollen sich (irgendwie logisch) auch nicht heiraten, fliehen unabhängig voneinander, laufen sich in der Fremde übern Weg, verlieben sich unsterblich und verschaffen sich durch einen Trick die Heiratsurkunde, worauf ihnen erst klar wird, wen sie da eigentlich geehelicht haben. Der alte König dankt erleichtert ab; und nun – wer soll die Verantwortung fürs große Ganze übernehmen, wenn nicht Leonce und Lena?
Entstanden ist ein bittersüßes Stück, das – bei allem Sarkasmus – von Komik und einem unglaublichen Wortwitz lebt. Die Serkowitzer kleinstkammersinfonische Instrumentierung im Einklang mit schönster Sangeskunst macht Büchners Vorlage zu einer Volksoper in angenehm rezipierbarer Länge.